Samhain – Heimkehr zu den Wurzeln, Heilung für den Körper
- Asa Buchmann
- 24. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Samhain.
Das Licht zieht sich zurück.
Was geerntet ist, darf ruhen.
Was gegangen ist, wird erinnert.
Die Art, wie wir heute in den Herbst und Winter gehen, ist alles andere als natürlich. Während die Natur sich zurückzieht, treiben wir uns weiter an.
Wir arbeiten, planen, funktionieren – als gälte der Rhythmus der Erde nicht für uns. Doch die Jahreszeit lädt uns zu etwas anderem ein:
Verlangsamung.
Einkehr.
Stille.
Die Natur zieht die Energie in die Wurzeln zurück. Die Bäume lassen los, um zu überleben. Auch wir brauchen diese Bewegung nach innen, um Kraft zu sammeln. Wenn wir diesem natürlichen Rückzug nicht folgen, verlieren wir den leisen Takt, der uns mit der Erde verbindet. Die Folgen kennen wir alle: innere Unruhe, Schlafstörungen, Überlastung – bis hin zum Burnout, wenn die Seele keinen Raum mehr findet.
Samhain erinnert uns:
Es ist gesund, langsamer zu werden.
Es ist heilsam, still zu werden.
In vielen Kulturen gibt es diesen Moment: Samhain im keltischen Raum, Allerheiligen/Allerseelen im Christentum, Halloween in seiner volkstümlichen, späteren Form.
Wir erinnern, ehren, verbinden.
Mit jenen, die vor uns gingen.
Mit dem, was vergeht – und dem, was bleibt.
Warum Samhain unterschätzt wird
Unsere Kultur liebt Jungsein, Tempo, Funktionieren.
Alles, was an Endlichkeit erinnert, schieben wir in die hinterste Kammer unseres Bewusstseins.
Doch das Verdrängte bleibt nicht „weg“.
Es bleibt in uns – als Spannung, als Enge, als Trauer, die keinen Ausdruck findet.
Samhain ruft uns zurück – aus der Oberfläche ins Tiefe,aus dem Tun ins Sein.
Ein Innehalten, das Raum schafft für das, was sonst keinen Platz findet. Ein Moment, in dem auch das Unsagbare da sein darf – still, wahr, ungefiltert.
Das hat nichts Düsteres.
Es ist heilsam.
Denn wenn wir dem begegnen, was wir sonst meiden, beginnt etwas in uns zu atmen. Die Spannung lässt nach, das Herz wird weiter, und das ganze System erinnert sich an seinen natürlichen Rhythmus.
Und wir spüren:
Ich bin Teil einer Linie.
Ich habe Wurzeln.
Ich bin getragen.
Keltischer Hintergrund – was Samhain ausmacht
Im keltischen Jahreskreis – das Wort Samhain stammt aus dem Altirischen und bedeutet ‚Sommerende‘ – markiert dieses Fest den Beginn des Winterhalbjahres (traditionell wird es jetzt in der Nacht vom 31.10. auf 1.11. gefeiert, doch ist es eines der 4 Mondfeste, daher gibt es auch viele, die Samhain zum 11. Dunkelmond (Neumond) nach der Wintersonnenwende begehen.
Die Gemeinschaft versammelte sich, die Feuer wurden gelöscht und neu entzündet – Zeichen für Erneuerung. Man ehrte die Ahnen und stellte ihnen Speisen hin; man glaubte, dass die Grenze zwischen den Welten durchlässig sei. Es gab Umzüge und Verkleidungen (Masken/„guising“) und das Tragen von Lichtern – ursprünglich ausgehöhlte Rüben, lange vor der amerikanischen Kürbis-Tradition.
Der für seine tiefe Verbindung zur beseelten Natur bekannte Wolf-Dieter Storl beschreibt Samhain nicht als Nacht des Schreckens, sondern als heiligen Übergang. Ein Schwellenfest, an dem sich die Tore zwischen den Welten öffnen. Das Leben zieht sich in die Erde zurück – in Wurzeln, Samen und Träume. Es ist die Zeit, in der die Ahnen nah sind, die Seelen der Verstorbenen mit uns wandern, und wir spüren, dass Tod und Leben keine Gegensätze sind, sondern zwei Atemzüge derselben Bewegung.
Samhain markiert für Storl den wahren Beginn des Jahres –nicht laut, nicht hell, sondern im Dunkel, im Schoß der Erde, wo Neues geboren wird. Er sieht darin ein Fest der Rückkehr: zur Erde, zu den Ahnen, zu uns selbst.
Verdrängen macht eng – Verbindung macht weit
Alles, was wir meiden, bindet Energie. Samhain lädt ein, die verdrängten Bereiche sanft ins Licht zu holen: Trauer, Abschiede, ungesagte Worte. Nicht, um uns zu überfluten – sondern um Raum zu schaffen. Denn erst, wenn das, was da ist, da sein darf, kann es sich verändern.
Der Atem – Brücke zwischen den Welten
Der Atem ist eine der einfachsten – und zugleich tiefsten – Möglichkeiten, den stillen Blockaden in uns zu begegnen. Er braucht keine Geschichte, keine Worte. Im bewussten Atmen zeigt sich, was bereit ist, sich zu lösen. Du musst nicht verstehen, was es war oder woher es kam –dein Körper erinnert sich an das Loslassen, sobald er sich sicher und gehalten fühlt.
In der Samhain Breathwork Session tauchen wir in diese Tiefe ein: in die Zeit des Rückzugs, der Innenschau und des Gedenkens. Wir atmen uns zurück in Verbindung – mit uns selbst, mit dem Leben, mit jenen, die vor uns gingen.
So wird Samhain doppelt heilsam: für die Seele – durch Erinnerung und Ahnenkraft, für den Körper – durch Atem, Regulation und Befreiung.






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