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Was bitte macht eine naturspirituelle Priesterin?

Aktualisiert: 19. Okt.


Priesterin im Ritual
Zwischen Alltag und Altar - Priesterin-Sein heute.

Manchmal mache ich Experimente.


Ich erzähle, dass ich Priesterin bin.

Und schau dann, wie die Menschen reagieren.

Ganz oft sehe ich Verwirrung.


Priester sind doch eigentlich Männer??

Und eigentlich in der Kirche???

Das sagt aber niemand so direkt - das lese ich in ihren Gedanken.


Das, was viele überrascht, ist eigentlich uralt.


Denn Priesterinnen gab es schon immer


Lange bevor die ersten Kirchen gebaut wurden, bevor Religionen Hierarchien schufen und das Heilige in Dogmen sperrten, standen Frauen an Altären aus Erde, Stein und Sternenlicht.


In alten Kulturen – von Sumer über Ägypten bis Griechenland – gab es Priesterinnen, die den Tempeln der Göttin dienten, Rituale leiteten, heilten, orakelten, Kräuter sammelten und mit den Rhythmen der Natur lebten.


Und noch früher – in den Zeiten, als Menschen in kleinen Gemeinschaften lebten, eng verwoben mit Tieren, Jahreszeiten und Ahnen – gab es Schamaninnen.

Frauen, die sangen, trommelten, heilten, mit den Geistern sprachen und das Unsichtbare ins Sichtbare brachten.


In vielen indigenen Kulturen der Welt – von Sibirien bis Amazonien, von Afrika bis Hawaii – waren Frauen spirituelle Führerinnen, Heilerinnen, Vermittlerinnen. Sie hielten das Gleichgewicht, bewahrten das Wissen, erinnerten an die Verbindung zwischen Erde und Himmel.


Manche Kulturen sahen Männer und Frauen gleichermaßen als Schamanen oder Priester. Andere gaben den Frauen besondere Aufgaben: Wissen um die Geburt, Heilung, Ahnenarbeit, Halten der Gemeinschaft.

Der weibliche Weg zur Quelle war nie ausgelöscht –nur verdrängt.


Was macht eigentlich eine naturspirituelle Priesterin heute?


Manche stellen sich vor, ich trage wallende Gewänder, rede mit Bäumen und wandle bei Vollmond über Felder.

Und weißt du was – das stimmt sogar 😉.


naturspirituelle Priesterin mit Kelch im Mondlicht
So stellt sich KI das vor. Ich habe jedoch meistens eine Thermoskanne mit.

Aber das ist nur ein winziger Ausschnitt.


Denn das Leben einer modernen, naturspirituellen Priesterin spielt sich nicht in einem ewigen Räucherwolken-Idyll ab. Es ist ein Leben mitten im Alltag – mit Einkaufsliste, Wäsche, E-Mails und Zoomterminen.

Mit all den Themen, die jede andere Frau (und jeder andere Mensch) auch kennt: Kinder, Partnerschaft, Zweifel, Überforderung, Chaos.



Zwischen Ritual und Realität


Ein großer Teil meines Lebens besteht nicht aus Zeremonien, sondern aus – sagen wir es, wie es ist – Organisation.


Ich halte Räume für andere, aber oft muss ich erst selbst den Raum in mir schaffen, um präsent zu sein.

Ich spreche über Balance, doch ich muss ich genauso an meiner Balance arbeiten.

Ich begleite Menschen in ihrer Heilung – während ich gleichzeitig daran erinnert werde, wo meine eigenen Wunden noch nicht verheilt sind.


Das Leben als Priesterin heißt nicht, erleuchtet über allem zu schweben. Es heißt, immer wieder hinzufallen, aufzustehen, durchzuatmen – und weiterzugehen.


Heilige Wut und schmutzige Hände


Spirituelle Menschen sind nicht dazu da, immer sanft zu sein.

Sanftmut ist schön, aber manchmal dient sie uns nicht. Manchmal braucht es die heilige Wut – jene klare, aufrichtige Kraft, die sagt: „Hier stimmt etwas nicht.“

Sie schützt Grenzen.

Sie reinigt.

Und ja – sie kann laut sein.


Priesterin-Sein bedeutet für mich, alles zu leben, was ich bin: die Liebende und die Zornige, die Heilerin und die Verletzliche, die, die loslässt – und die, die festhält, bis sie versteht, warum. Und es bedeutet, die Verbindung zu allem, was ist beständig zu spüren.


Ich bin nicht immer „weise“.

Manchmal bin ich einfach müde.

Oder trotzig.

Oder leise.


Aber selbst dann bleibt etwas in mir verbunden –

mit dem Atem der Erde,

dem Rhythmus der Jahreszeiten,

dem Flüstern meiner Ahninnen.


Die Rückverbindung – oder: Wie man nach einem Wutanfall wieder betet


Priesterin sein bedeutet, den Weg zurück zu kennen.

Den Weg auch anderen Menschen spürbar zu machen.

Die Verbindung immer mehr und immer intensiver zu gestalten.


Es gibt Tage, an denen meine Verbindung zur göttlichen Quelle stark und klar ist – und dann jene Momente, in denen sie übertönt wird von Erlebnissen, Ärgernissen - vom ganz normalen Leben.


Früher dachte ich, das sei ein Zeichen von Schwäche.

Heute weiß ich: Es ist Training und Hingabe.

Denn es geht nicht darum, immer stark, ruhig oder „hochschwingend“ zu bleiben.

Es geht darum, zu merken, wann ich es nicht mehr bin – und den Weg zurück zu finden.


Zurück ins Herz.

Zurück in die Frequenz der Liebe, des Mitgefühls, des Bewusstseins.


Das will geübt sein.

Und es wird leichter – mit jeder Runde durchs Chaos.

Mit jedem bewussten Atemzug.


Mit jedem Mal, wenn ich mich erinnere:

Ich bin verbunden.

Immer.


Zwischen Alltag und Altar


Mein Altar steht manchmal voller Blüten – und manchmal voller Staub.

Beides ist heilig.

Denn das Göttliche zeigt sich nicht nur in der Stille des Rituals, sondern auch im lauten Leben dazwischen.


In der ungeduldigen Autofahrt.

In der Diskussion mit dem Teenager.

Im ehrlichen Nein.


Eine moderne Priesterin in unserer Zeit ist keine Frau, die den Alltag hinter sich lässt – sie ist eine, die ihn durchdringt.

Die das Heilige mitten im Gewöhnlichen sucht.

Und findet.

Immer wieder neu.


Warum das heute wichtig ist


Wir leben in einer Welt, die sich oft zu schnell dreht.

Zu laut, zu voll, zu viel.

Eine Priesterin ist jemand, die innehalten kann.


Die erinnert, dass Leben nicht nur Funktionieren bedeutet.

Dass Tiefe, Stille, Natur und Verbindung kein Luxus sind, sondern Notwendigkeit.

Und vielleicht ist genau das die wahre Aufgabe einer Priesterin heute: nicht perfekt zu sein, sondern anwesend.


Mitten im Chaos.

Mit offenem Herzen.

Mit Humor, Mitgefühl und auch Wut.


Ich bin richtig - so, wie ich bin.

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