Älter werden ist nicht schwer
- Asa Buchmann
- 21. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Jetzt ist also bald wieder Jahreswechsel.
Der letzte ist eigentlich noch gar nicht so lange her, oder?
Recht viel passiert ist allerdings schon in diesem Jahr.
Trotzdem findet jedes Jahr etwas Merkwürdiges statt: ich werde älter.
Ganz ohne eigenes Zutun.
Es passiert einfach.
Leise und zuverlässig.
Ohne weiteren Kommentar.
Facing the unexpected
Und plötzlich begegnen mir Sätze, mit denen ich nicht gerechnet habe.
So wie im Sommer in Berlin, als ich dort eine Fortbildung gemacht habe und nach dem Seminar auf dem Weg in mein Hotel war.
Ein junger Mann redet mich unvermittelt an:
"Wenn ich so alt bin wie Sie, möchte ich auch so attraktiv aussehen!"
Ich habe etwas gebraucht, um zu verstehen, dass er mir ein Kompliment machen wollte.
Er versicherte mir sogar, dass er nichts dagegen habe, dass ich älter sei als er.
Ob das für mich vielleicht ein Problem sei?
Also, wir haben ein bisschen geplaudert.
Meine WhatsApp Nummer habe ich jedenfalls nicht rausgerückt. Hätte er mich anrufen wollen, um mir weitere Komplimente machen zu können???
Midlife Crisis?
Ich hatte nie eine Krise des Älterwerdens.
Vielleicht hatte ich schon eine, aber ich habe sie nicht bemerkt, weil ich zu beschäftigt war, die Bedürfnisse der Menschen um mich herum zu erfüllen.
Vielleicht bin ich deshalb so erstaunt, plötzlich festzustellen, dass wir 2025 schreiben – und das nicht mehr lange –, während mein Kopf immer noch gedankenlos 2005 notiert und sich dabei fragt: Echt? Schon 5 Jahre über das Jahrtausend?
So fühlt es sich also an, älter zu werden.
Es hat sich doch schon einiges an Leben angesammelt in diesen Jahren. Trotzdem ist es merkwürdig - wenn ich mit meiner Freundin aus der Schulzeit zusammen beim Frühstück sitze, ist es irgendwie genauso wie früher. Sie sieht auch noch gleich aus.
Okay, die geflochtenen Zöpfe trägt sie nicht mehr, aber der Rest ist noch ganz gleich.
Und je älter ich werde, desto kostbarer werden die Menschen, die ich schon lange kenne.
Wenn ich zurückblicke in dieses - ja, mehr als ein halbes Jahrhundert !!! - dann habe ich sogar den Eindruck, die Menschen, die mich begleitet haben - kürzer oder länger - sind das Wichtigste für mich gewesen.
Nicht die Ereignisse.
Nicht die Erfolge.
Nicht die Misserfolge oder die wirklich schweren Zeiten.
Es zählt, mit wem ich durchs Leben gegangen bin.
Wem ich zugehört habe.
Wer mich durch dunkle Stunden getragen und in hellen begleitet hat.
Beziehungen sind mein wahres Vermögen – und ich kann sie nicht auf dem Kontoauszug finden.
Der Jahreswechsel lädt ein zum Sortieren.
Ein stilles Aufräumen:
Was darf bleiben?
Was hat seine Zeit gehabt?
Und vor allen Dingen: Wen habe ich länger nicht gesehen und möchte ich mehr in meinem Leben haben?
Wer ist in meinem Leben und bekommt im Moment nicht die Aufmerksamkeit, die nötig ist?
Ich weiß nicht, wie viele Jahreswechsel ich noch habe.
Gerade deshalb ist jeder einzelne wertvoll.
Er erinnert daran:
Das Leben findet nicht später statt.
Sondern hier und jetzt.
In diesem Atemzug.
Und vielleicht liegt darin meine wichtigste Einsicht beim Älterwerden:
Nicht jünger aussehen.
Sondern echter leben.






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